Bad
Kissingen (ZA). In einem Nachmittagskonzert mit hohem Anspruch ließ das
Ensemble L’ART POUR L’ART diametral entgegengesetzte Welten aufeinander
prallen. Im Weitesten zusammenfassen könnte man hierbei einen fernöstlichen
Teil, der durch Werke von Jo Kondo und von Isang Yun vertreten war, wie auch
einen Teil von George Crumb und Per Nørgård, dessen Gemeinsamkeit
eine Art Naturseligkeit ist, und schließlich als ironischen Außenseiter
mit Hang zum Skurrilen die Serenade von Mauricio Kagel.
Eine Serenade assoziiert eigentlich gute Laune, und Kagel, ein Komponist, der
alles scharfsinnig hinterfragt, will dabei die Sucht des Hörers, nur Gute-Laune-Musik
hören zu wollen, entlarven. Auch er will belustigen, aber auf ganz andere
Art. In kleinziselierten Figuren mit entfremdeten Klängen inszeniert er
eine Art originelles Musiktheater, in dessen Verlauf er Ideen szenisch verwirklicht,
die seinen Geist beim Denken an eine Serenade mal so eben streiften. Die Musiker
wickeln dabei Blumensträuße aus und setzen das Seidenpapier als
Perkussionsinstrument ein. Sie werfen Rosen in einen imaginären weißen
Kreis und pfeifen dazu. Zuletzt regnet es Blumen fürs Volk.
Besonders
im ersten Teil des Konzerts wurden sie dafür auch belohnt; denn was
das Ensemble L’ART POUR L’ART da an ritueller Kraft und Spannung
rüber brachte, fehlt oft bei so manchem konventionellen Standardwerk.
Unnahbar, für westliche Ohren atypisch, fließen Legato-Klangbänder
heterophon ineinander,
wechseln sich ab. Diese strenge Starrheit ist ein typisches Merkmal altjapanischer
Hofmusik, die Kondos Schaffen prägte. Der Einzelton hat für ihn
eine große singuläre Bedeutung, auch, wenn sein harmonisches Denken
westlich geprägt ist. Die Besetzung dieses Stücks „Bonjin“ ist
Flöte, Kontrabass und Gesang. Es ist enorm, mit welch fabelhafter Stimmbeherrschung
Norma Enns (Sopran) ihre Stimme wie ein Instrument, linear und ohne persönlichen
Ausdruck, aber mit einer geradezu hypnotisierenden Wirkung einzusetzen weiß.
Als Koreaner geht Yun von der Stille aus, die durch einen Ton unterbrochen
wird. Der Ton ist der Kraftträger, die Energie. Der
Klang
jedes eingesetzten Instrumentes ist mit einer mythischen Vorstellung
behaftet.
Zart und durchsichtig schweben stimmliche Bewegungen durch den Raum. Die
Singstimme weist eine enorme Varianz unterschiedlichster Färbungen auf,
ist durchweg linear geführt, warm in tiefen Lagen und blitzend in der
Höhe.Exaktes
Miteinander fordert auch George Crumb. Seine Musik klingt wie eine geheimnisumwitterte
Frage, welcher Flöte, Harfe, Kontrabass, Schlagzeug und Sopran gemeinsam
nachstellen. Sie suchen die Lösung in einem spannenden Sprechgesang,
in dem die Stimme im Glissando von der Höhe in die Tiefe gleitet und
umgekehrt.Als
eine Art Naturphilosoph mit neoromantischer Ader versteht sich Nørgård,
dessen Leitfigur Jean Sibelius ist. Während Flöte, Bass und Sopran
auf derselben Tonhöhe intonieren, lässt er in „Wenn die Rose
sich selbst schmückt...“ die Crotales aberwitzige Schwingungen
bis hin zur Schmerzgrenze erzeugen. Doch „Wenn die Rose sich selbst
schmückt, schmückt sie auch den Garten“ – eine Auffassung,
die bestens auch zu dem Ensemble L’ART POUR L’ART passt. Main
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Für
westliche Ohren atypisch - L’ART POUR L’ART zeigte entgegengesetzte
Welten
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