Neue
Musik vom Feinsten
Ars Nova: ein Erlebnis
Das jährliche Ars Nova Konzert des Südwestfunks Baden Baden ist mittlerweile
zum festen Bestandteil der Frühjahrskonzertreihe Neuer Musik geworden.
Die Gesellschaft der Musikfreunde präsentierte zusammen mit dem Südwestfunk
im Hüfinger Artus Zentrum am Dienstagabend das Ensemble "L'art pour
L'art" aus Hamburg. Ars Nova versteht sich als Podium für experimentelle
Musik, das vornehmlich jungen Komponisten vorbehalten ist. Der Begriff steht
für ein kritisches Hinterfragen herrschender Kunstauffassungen, für
experimentelle Offenheit, geprägt von Originalität und Subjektivität,
die der Kunst und der Gesellschaft neue Impulse zu geben vermag.
Das Hamburger Ensemble mit Astrid Schmeling (Flöte), Anna Carewe (Violoncello),
Norma Enns (Sopran),
Matthias Kaul (Schlagzeug) und Michael Schröder (Gitarre), im 1995 von
Vinko Globokar komponierten Werk "Skelett" wirkte zudem als Gast M.S.
Umakanthan mit, zählt seit seiner Gründung 1983 in Deutschland und
international zu den bedeutendsten Ensembles für Neue Musik, dessen Profil
geprägt ist von eigenwilliger und grenzüberschreitender Professionalität.
So werden auch neben der Musik visuelle Gestaltungsmittel wie Video eingesetzt.
So in Carola Bauckholt's "In gewohnter Umgebung", 1994 für Violoncello,
Cimbalon und Video komponiert. Hier weitet sich die Musik ins Visuelle aus.
Die emotionelle Wahrnehmung des Auges und des Ohres und ihr Einfluß aufeinander
werden in diesem Stück exemplarisch
untersucht. Zwei optische Ebenen, Video Film und Musikerinnen, stehen zwei akustische
Ebenen, Video Ton und Live Ton, gegenüber. Alle vier Schichten stehen zueinander
in enger Beziehung und erhalten gleichwertige Präsenz.
Breit
die Programmpalette: Zu Beginn von Caspar Johannes Walter "Lichtwechsel"
für Flöte, Glasharmonika und Schlagzeug, überzeugend in der klanglichen
Mischung der instrumenten-spezifischen Möglichkeiten. Der 1956 geborene
Michael Reudenbach "verarbeitet" in seinem Stück "Indem
man geht" Sätze bzw. Satzfragmente aus verschiedenen Prosastücken
von Robert Walser, die das unstete Leben des Schriftstellers, der immer "auf
der Flucht" war, musikalisch zu deuten versuchen. Die Musik nähert
sich auf verschiedenen klanglichen Ebenen dem "Gehen" und "Stehen"
an.
Für Matthias Kaul komponiert das Solostück von Hans Joachim Hespos;
eine blaue Stahltrommel, eine Handvoll von Glasmurmeln und anderer Gegenstände
genügen, "um Musik zu machen". Schier unerschöpflich die
klanglichen Möglichkeiten, mit diesem "Werkzeug" eine Geräuschkulisse
zu realisieren, die vom kreischenden, fast körperlichen Schmerz hervorrufenden
klanglichen Aufschrei zu Beginn bis ins Zarteste Pianissimo reicht. Matthias
Kaul voll in seinem Element. Und was er "zaubert" an Klangeffekten
und Geräuschen, ist schon äußerst beeindruckend.
Für die "Jünger" zeitgenössischer Musik aus der gesamten
Region war dieses Ars Nova Konzert in Hüfingen ein Ereignis. Allerdings:
Diese zeitgenössische Musik in ihrer Ori- ginalität und experimentellen
Offenheit muß auch weiterhin um ihren Platz in der kulturell enger werdenden
Landschaft kämpfen.
LoRENz HUSENBETH
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